Theo Balden
Großer Torso eines Gemarterten, 1990
Bronze
Der am 6. Februar 1904 als Otto Koehler im brasilianischen Blumenau/Santa Catharina geborene Theo Balden studiert nach einer Lehre als technischer Zeichner 1923/24 am Bauhaus in Weimar, unter anderem bei Lászlo Moholy-Nagy und Oskar Schlemmer. In den folgenden Jahren lebt er als freischaffender Künstler und Kunsthandwerker und arbeitet gelegentlich als Tischler und Fotograf. Er bildet sich autodidaktisch weiter, dabei beeindrucken und beeinflussen ihn besonders die Werke von Käthe Kollwitz, Ernst Barlach, Wilhelm Lehmbruck und August Rodin.
Wie viele seiner Zeitgenossen verbindet Theo Balden künstlerisches und politisches Engagement, was ihn nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zur Flucht und ins Exil zwingt. Seit 1926 Mitglied der Roten Hilfe, seit 1928 der Kommunistischen Partei und seit 1929 der Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands (ASSO) tritt er 1933 einer Widerstandsgruppe bei. Nach neunmonatiger Haft kann er 1935 mit einem auf „Theo Balden“ ausgestellten Pass nach Prag emigrieren, dort begründet er im Jahr darauf eine Vereinigung deutscher und österreichischer exilierter Künstler, den Oskar-Kokoschka-Bund, mit. Nach dem Münchner Abkommen von 1938 rettet er sich und einige Kollegen vor der anstehenden deutschen Besatzung der Tschechoslowakei durch die Emigration nach England. Theo Balden steht in regem Austausch mit englischen Künstlern und deutschen Emigranten. Er wird Mitglied der Artists‘ International Association, begründet mit Oskar Kokoschka, Stefan Zweig, Alfred Kerr und anderen die Free German League of Culture in Great Britain und beteiligt sich an verschiedenen Ausstellungen. Die Begegnung mit den Skulpturen Henry Moores üben tiefen Einfluss auf ihn aus.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland, 1947, lässt er sich in Ostberlin nieder und arbeitet zunächst für die Satirezeitschrift Ulenspiegel. 1950 holt ihn der niederländische Bauhausarchitekt Mart Stam an die neu gegründete Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin-Weißensee. Der Versuch, dort ein parteikonformes Ausbildungssystem zu etablieren, ein Studium in Produktionskollektiven durchzusetzen und speziell das kollektive, architekturgebundene Wandbild zu fördern, sorgt allerdings für Konflikte. Ebenso wie Mart Stam, der 1953 zermürbt die Hochschule und die DDR verlässt, wird auch Theo Balden im Rahmen der Formalismusdiskussion verdrängt: Ein Herzinfarkt dient 1958 als Vorwand, ihn von der Hochschule zu entfernen. Seine von den (deutschen) Expressionisten, von den Eindrücken seiner Exilzeit und besonders von Henry Moore geprägte Kunst wurzelt nicht in der realistischen Tradition und wird den Forderungen nach naturgetreuen und optimistischen Darstellungen nicht gerecht. Seine Motive sind nicht im Bereich plakativer Heldendarstellungen angesiedelt, sein Thema ist der bedrohte, verletzte und leidende Mensch.
Trotz der Konflikte findet Theo Balden als freischaffender Künstler seit der zweiten Hälfte der 1960er Jahre Anerkennung, er stellt im In- und Ausland aus, erhält mehrere Auszeichnungen wie den Kunstpreis der DDR (1965) und den Nationalpreis. 1970 wird er, bereits Träger des Käthe-Kollwitz-Preises der Deutschen Akademie der Künste in Berlin (Ost), deren Mitglied. 1990, nach der deutschen Einheit, richtet ihm die Kunsthochschule Weißensee eine Professur ein.
Theo Balden stirbt 1995 in Berlin.
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