Johannes Heisig

es war einmal – Bernauer Straße I, 2008

Öl auf Leinwand

 

Unter dem Motto „es war einmal“ hat Johannes Heisig im Jahr 2008 einen Bilderzyklus geschaffen, der um das Thema der Berliner Mauer kreist und eine Auseinandersetzung mit der deutschen Teilung ist.

Den Anstoß für diese Reihe gab die Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße, zu der Johannes Heisig seit 2007 Kontakt hatte. Die Ambivalenz der Mauer, die für die einen ein Antifaschistischer Schutzwall war, für andere das Ende der freien Welt und im Westen wiederum gerne als längste Graffitiwand genutzt wurde, reizte Heisig und ließ ihn nicht mehr los.

„es war einmal – Bernauer Straße I“ aus dem Jahr 2008 zeigt die Gedenkstätte Berliner Mauer mit dem Denkmal, das 1998 eingeweiht wurde. Zwei Stahlwände schließen seitdem ein 70 Meter langes original erhaltenes Stück der Grenzanlagen ein. Die Bernauer Straße wurde sehr bewusst als Ort der Erinnerung an die deutsche Teilung gewählt, denn mit dieser Straße verbinden sich zahlreiche Schicksale. Mit dem Mauerbau im Jahr 1961 war sie Schauplatz spektakulärer Fluchtversuche, ihre zugemauerten Häuserfassaden waren in den Jahren der Teilung sichtbares Zeichen des Unrechtssystems und hier begann auch die offensichtliche Überwindung der Teilung, mit der Öffnung der ersten Mauersegmente am 10. und 11. November 1989.

Die Mauer ist in der Arbeit von Johannes Heisig nur noch Symbol für eine Vergangenheit die überwunden ist, sie trennt nicht mehr zwei Systeme voneinander, die Zukunft hat hier längst begonnen. „es war einmal“, das klingt nicht ohne Grund wie der Beginn eines Märchens, wie eine Erzählung aus längst vergangener Zeit. Und wie in einem guten Märchen üblich, hat die Geschichte ein Happy End. Aber die Mauer ist auch ein Relikt, das unsere Erinnerung wach halten soll und uns zur Reflektion herausfordert. Auf welcher Seite der Mauer standen wir? Wo stehen wir jetzt? Haben wir selbst auch unsere innere Mauer überwunden oder bauen wir neue Mauern auf?

10 Jahre nach der Einweihung des Denkmals an der Gedenkstätte Berliner Mauer und fast 20 Jahre nach dem Fall der Mauer ist der Zyklus „es war einmal“ auch eine sehr persönliche Auseinandersetzung des Künstlers mit seiner eigenen Biografie, mit seiner Identität als Mensch zwischen Ost und West.